Der dritte Tag war wieder gepraegt von sehr fruehem und unangenehmen Aufstehen. Wir wurden zwar erneut mit einem sensationellen Fruehstueck belohnt, doch wollte bei mir einfach noch kein Entdeckerfeeling aufkommen. Die Nacht verlief sehr ruhig. Bis auf ein paar Jungs, die mich mitten in der Nacht geweckt hatten und um Pullererlaubnis fragten.
Nach dem Fruehstueck wurde wir mit einer 2 stuendigen Busfahrt gesegnet waehrend der ich etwas Schlaf nachholen konnte. Unser Ziel war der Berg Doi Inthanon, der hoechste Berg Thailands mit ungefaehr 2565m. Und wie es sich fuer echte Bergsteiger gehoert, sind wir natuerlich mit dem Bus hochgefahren.
Unterwegs zu dem Berg legten wir einen Zwischenstop ein. Rund um Chiang Mai gibt es unglaublich viele Wasserfaelle. Einen davon konnten wir da beobachten. Die Kinder wurden immer sehr beschaeftigt gehalten mit ihrem Arbeitsheft und den Fragen, die sie darin ausfuellen mussten. Wir Lehrer konnten in der Zeit etwas entspannen, die Natur geniessen und gedanklich abschalten, denn die Magic Eye-Mitarbeiter kuemmerten sich um die Kinder.
Naechster Halt war nun der hoechstgelegene Ort Thailands. Das Klima war traumhaft. Doch sobald die Sonne mal von Wolken verdeckt war und etwas Wind ueber den Huegel fegte, verspuerte man schon so etwas wie Kaelte.
Wie ueberall in Thailand gab es natuerlich auch hier Snack- und Souvenirstaende. Doch die Besonderheit in Chiang Mai ist, man bekommt hier ueberall in jedem noch so kleinen Shop unglaublich leckeren, schwarzen Kaffee. Ihr glaubt mir nicht wie sehr ich Instant-Nescafe mittlerweile hasse. Man vergisst sogar, wie unglaublich leckerer, schwarzer Kaffee schmeckt. Doch Chiang Mai werde ich in Erninnerung behalten, als der Ort, der mir die Liebe und Geschmack fuer unglaublich leckeren, schwarzen Kaffee zurueck gebracht hat.
Zurueck zum Thema; die Sehenswuerdigkeiten auf dem Huegel hielten sich in Grenzen. Durch die Aufgaben, die die Schueler loesen mussten, wurde der Aufenthalten sehr in die Laenge gezogen. Meine Emotionen ueber diesen glorreichen Moment hielten sich im Zaum, sodass ich die meiste Zeit damit verbracht habe Kaffee zu trinken.
Der Tag verging wie im Flug. Am Nachmittag wurden die Schueler mit ein paar Spielen bei Laune gehalten, ehe wir uns gegen um 17 Uhr auf einen 1,5 stuendigen Marsch zu meinem persoenlichen Hoehepunkt der Reise aufmachten: Karen-Village.
Das Karen-Village (zu dt. Dorf) wird schon seit fast 100 Jahren von einem Bergvolk bewohnt, welches ihre Wurzeln in Burma hat. Ihre Sprache heisst Bacajon und ist kaum zu vergleichen mit Thai.
Die kleine Wanderung zu dem Dorf war sehr abenteuerlich und interessant. Wasserfaelle, Dschungel, Holzbruecken, Reisfelder und Bueffel erschufen bei mir ein Gefuehl, als ob ich Teil eines Indiana Jones Filmes waere oder so.
Ebenso himmlich war der Kaffee, der von den Dorfbewohner selbst angebaut wird. Ich habe ein Paeckchen gekauft und die Absicht, den mit nach Deutschland zu bringen. Hoffen wir, dass nichts von dem Aroma verloren geht.
Vor 10 Jahren, als die Schule begann die 6.Klassen auf den Trip zum Karen-Village zu fuehren, gab es in dem Dorf keinen Strom, simple Holzhaeuser auf Stelzen und natuerlich keine Autos. Mittlerweile hat sich dies geaendert. Etwas schickere Haeuser, Strom, Handys, Autos und Motorraeder haben das Bild veraendert. In 5 Jahren wird moeglicherweise das Dorf kaum noch sehenswert sein. Schade fuer die Besuchergruppen (meist Schuelergruppen aus der Stadt, die ein andere Lebensgefuehl kennenlernen sollen) jedoch gut fuer den Wohlstand der Bewohner. Trotzdem herrscht noch ein anderes Flair als in einer Stadt oder einem "normalen" Dorf und es hat mich sehr gefreut hier zu sein. Schaut euch die Bilder an und ihr bekommt ein wages Gefuehl, wie es gewesen ist.
Alle Schueler wurden in kleine 4er und 5er Gruppen aufgeteilt. Danach wurden ihnen eine Gastfamilie zugeteilt, in dessen Haus sie die Nacht verbrachten. Ich war etwas enttaeuscht von meiner Gastfamilie. Sie brachten uns zwar Abendbrot, welches auch sehr lecker war, doch dann sind sie wieder verschwunden und nur noch mal zum abraeumen aufgetaucht.
Meine Nacht war wieder kurz und ungemuetlich. Die Kuhe, die vor unserem Haus stand, hatte das dringende Beduerfnis die ganze Zeit durch die Gegend zu laufen. Kein Problem, solange sie keine Kuhglocke um den Hals traegt. Unsere war jedoch ein Problem.
Ausserdem hat mich ein Junge die ganze Nacht unheimlich genervt. Er hatte wohl etwas Bauchschmerzen und jaulte immer zur vollen Stunde rum und schrie meinen Namen. Die ersten beiden Male hab ich mich um ihn gekuemmert und ihn gefragt, ob er auf Toilette muss oder sich uebergibt oder was auch immer seine Lage verbessern kann. Keine wirkliche Antwort kam. Ohne ihm Boeswilligkeit unterstellen zu wollen, behaupte ich trotzdem, dass er masslos uebertrieb und mir meinen wertvollen Schlaf geraubt hatte.